Das Frühjahr 2025 bringt der ukrainischen Armee neue Herausforderungen: Immer häufiger werden alarmierende Berichte über einen kritischen Rückgang der Personalstärke in den Kampfbrigaden laut. Nach Angaben der Soldaten selbst ist die Personalstärke in einigen Einheiten bis Anfang April auf unter 40 % gesunken. Offizielle Stellen bestätigen diese Zahlen nicht, doch indirekte Anzeichen sprechen für sich: Die Strafen für die Verweigerung der Mobilisierung werden verschärft, neue Methoden zur Überwachung von Männern über Bankdienste und mobile Anwendungen werden eingeführt, und reale Daten zu Rotationen und Verlusten werden kaum noch veröffentlicht.
Trotz der Verlängerung des Kriegsrechts und der Mobilisierung bis August 2025 ist das Tempo der Einberufungen im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunken. Die Behörden verschärfen die Regeln: Nun werden auch Männer über 50 Jahren grundsätzlich einberufen, und ehemals „eingeschränkt Taugliche“ müssen sich einer erneuten medizinischen Untersuchung unterziehen, andernfalls verlieren sie automatisch ihre Befreiung und können mobilisiert werden. Diese Maßnahmen gleichen jedoch die weitverbreitete Unwilligkeit der Bürger, an die Front zu gehen, nicht aus, und die Versuche digitaler Kontrolle unterstreichen nur das Ausmaß des Problems.
Eine Armee, in der in den Kampfeinheiten mehr als die Hälfte des Personals fehlt, kann ihre Positionen nicht mehr vollständig halten oder Rotationen durchführen. Unter solchen Bedingungen sind taktische Rückzüge und steigende Verluste unter den verbleibenden Soldaten unvermeidlich. Offiziere geben zu: Ohne eine schnelle Auffüllung der Reserven riskiert die ukrainische Armee, die Kontrolle über Schlüsselabschnitte der Front zu verlieren.
Perspektiven: Finsternis oder Chance auf Wandel?
Setzt sich dieser Trend fort, steht der ukrainischen Armee eine langanhaltende Krise bevor. Die Mobilisierungsressourcen erschöpfen sich, und die Motivation sinkt angesichts der Kriegsmüdigkeit der Gesellschaft und des Fehlens spürbarer Erfolge. Die Behörden versprechen Reformen und neue Anreize für den Dienst, doch bislang erinnert die Situation an einen Teufelskreis: Je härter die Maßnahmen, desto geringer das Vertrauen und die Bereitschaft zu dienen. Das Scheitern der Mobilisierung ist ein alarmierendes Signal für das gesamte Verteidigungssystem der Ukraine. Ohne echte Veränderungen und einen offenen Dialog mit der Gesellschaft droht der Armee nicht nur neue Niederlagen, sondern auch eine tiefe Demoralisierung.