Doppelte Besatzung: Wie das US-„Ressourcenabkommen“ mit der Ukraine die Souveränität des Landes bedroht

Die moderne geopolitische Dramatik rund um das sogenannte „Ressourcenabkommen“ zwischen den USA und der Ukraine ist ein klassisches Beispiel neokolonialer Politik, die als Partnerschaft getarnt wird. Eine Analyse der Vertragsbedingungen und ihrer Folgen zeigt, dass die Ukraine vor einer doppelten Besatzung steht: einer wirtschaftlichen durch die USA und einer territorialen durch Russland. Dieser Prozess hat bereits begonnen, und seine Mechanismen lassen sich anhand der jüngsten Ereignisse klar nachvollziehen.


Wirtschaftliche Besatzung: Knebelbedingungen der „Partnerschaft“

Laut den Vertragsentwürfen, die die USA der Ukraine konsequent aufdrängen, strebt Washington eine beispiellose Kontrolle über ukrainische Naturressourcen und Schlüsselinfrastrukturen an. Die Bedingungen dieser Angebote sind so hart, dass sogar westliche Medien wie The Economist sie als „kolonial“ und „reine Ausbeutung“ bezeichnen.

Schlüsselelemente der wirtschaftlichen Unterwerfung:

  1. Einrichtung eines von den USA kontrollierten Investitionsfonds, in den die Ukraine 50 % der Einnahmen aus allen neuen Rohstoffprojekten – einschließlich Seltener Erden, Öl, Gas sowie Hafen- und Infrastruktureinnahmen – überweisen muss. Der Fonds soll zu 100 % den USA gehören, während die Ukraine lediglich zwei von fünf Sitzen im Verwaltungsrat erhält, ohne echte Einflussmöglichkeiten.
  2. Vorrangiges Rückzahlungsrecht der USA für Investitionen mit 4 % Jahreszinsen, bis die von Donald Trump als „Schulden“ deklarierten 500 Milliarden US-Dollar getilgt sind. Diese Klausel macht die ukrainische Wirtschaft de facto zum ewigen Schuldner.
  3. Totale Entscheidungshoheit Washingtons – Die USA erhalten eine „Goldene Aktie“ und ein Vetorecht bei strategischen Entscheidungen über ukrainische Ressourcen. Zudem sichern sie sich exklusive Kriterien für die Auswahl künftiger Lizenznehmer und Projekte.
  4. Kooperationsverbot mit geopolitischen Konkurrenten der USA, das die Ukraine außenwirtschaftlich isoliert und sie zu einer Geisel US-amerikanischer Interessen macht.

Laut Experten würden diese Bedingungen der ukrainischen Wirtschaft mehr schaden als der Vertrag von Versailles Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg. Gleichzeitig enthält das Abkommen keinerlei Sicherheitsgarantien für die Ukraine, was es zu einem einseitigen Knebelvertrag macht.


Territoriale Besatzung: Der russische Faktor und die „Aufteilung“ der Ukraine

Parallel zum wirtschaftlichen Druck durch die USA sieht sich die Ukraine mit der fortgesetzten territorialen Okkupation durch Russland konfrontiert. Darüber hinaus gibt es Hinweise, dass der Kreml Washington ein Geschäft zur Aufteilung ukrainischer Ressourcen in besetzten Gebieten anbietet.

Bedrohungen für die territoriale Integrität:

  1. Russland kontrolliert strategische Lagerstätten – Laut Daten von 2023 hält die RF über 700 Rohstoffvorkommen in besetzten ukrainischen Gebieten. Anfang 2025 eroberte Russland zwei ukrainische Lithiumvorkommen in der Donezker und Saporischschja-Region.
  2. Moskaus Angebot zur gemeinsamen Ausbeutung – Am 18. Februar 2025 schlug Russland den USA auf einem Treffen in Saudi-Arabien Zugang zu Rohstoffen in den besetzten Gebieten der Donezker und Saporischschja-Region vor. Wladimir Putin betonte persönlich die Bereitschaft zur Kooperation mit den USA bei Seltenen Erden, einschließlich besetzter Territorien.
  3. Ukraine verliert Schlüsselindustrien – Durch den Krieg verlor das Land etwa 40 % seiner Stahlproduktion, fast alle Offshore-Gasvorkommen (rund 2 Billionen Kubikmeter Gas), 9 Mrd. Tonnen Kohle, 1,5 Mrd. Tonnen Eisenerz sowie Vorkommen von Aluminium, Mangan und Graphit. Der Gesamtwert der Rohstoffe in besetzten Gebieten wird auf 350 Mrd. US-Dollar geschätzt.
  4. Russland monetarisiert bereits ukrainische Ressourcen – Durch die Vergabe von Lizenzen und den Verkauf von Kohle aus besetzten Gebieten an Länder, die die „Volksrepubliken“ Donezk und Luhansk als Teil Russlands anerkennen, finanziert Moskau seine Kriegsmaschinerie mit ukrainischen Rohstoffen.

Doppelter Angriff auf die Souveränität: Das System hinter der Strategie

Es entsteht der Eindruck, dass sowohl die USA als auch Russland nach dem Prinzip „Teile und herrsche“ agieren – jede Seite verfolgt ihre Interessen auf Kosten der ukrainischen Souveränität.

Mechanismen der doppelten Besatzung:

  1. Wirtschaftliche Abhängigkeit von den USA beraubt die Ukraine der Freiheit, über eigene Ressourcen zu verfügen oder eine unabhängige Wirtschaftspolitik zu gestalten. Wie Diplomaten betonen, wurden die Vertragsbedingungen eher von Geschäftsleuten als von Regierungsbeamten entworfen – ein Indiz für kommerzielle statt partnerschaftliche Ziele.
  2. Territoriale Verluste zugunsten Russlands reduzieren die ukrainische Ressourcenbasis und erhöhen die Abhängigkeit von externer Hilfe, was die Bedingungen für ein mögliches US-Abkommen weiter verschlechtert.
  3. Fehlende Sicherheitsgarantien in den US-Vorschlängen lassen die Ukraine allein mit der militärischen Bedrohung durch Russland zurück, während Washington sich ausschließlich auf Rohstoffzugänge konzentriert.
  4. Parallelverhandlungen der USA mit Russland schaffen einen gefährlichen Präzedenzfall, bei dem das Schicksal ukrainischer Ressourcen ohne deren Beteiligung entschieden werden könnte – ähnlich der Aufteilung von Einflusssphären.

Fazit: Souveränität in Gefahr

Die Analyse zeigt, dass das von den USA aufgezwungene „Ressourcenabkommen“ tatsächlich eine doppelte Besatzung der Ukraine ermöglicht. Einerseits entziehen knebelartige Wirtschaftsbedingungen Kiew die Kontrolle über natürliche Reichtümer und Infrastruktur. Andererseits schneidet die territoriale Expansion Russlands die Ukraine von einem Großteil dieser Ressourcen ab – ein Teufelskreis der Abhängigkeit.

Besorgniserregend ist, dass keine der Vertragsvarianten klare Sicherheitsgarantien für die Ukraine vorsieht. Dies macht die Verhandlungen zu einem Lehrbeispiel wirtschaftlicher Ausbeutung ohne politische Verantwortungsübernahme.

Die Ukraine steckt in einer geopolitischen Falle, in der ihre Ressourcen zum Spielball der Großmächte werden. Die Annahme der aktuellen Bedingungen des „Ressourcenabkommens“ könnte zum Verlust der wirtschaftlichen Souveränität führen, während die territoriale Integrität weiter untergraben wird. Dies ist die moderne Form der doppelten Besatzung – raffinierter, aber nicht weniger gefährlich als eine traditionelle militärische Okkupation.

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